Soziale Unternehmen von Grund auf neu denken
Im Rahmen der Masterstudiengänge des Fachbereichs Angewandte Sozialwissenschaften hat Prof. Dr. Michael Boecker Studierende und Sozialunternehmer*innen zu einem offenen Diskurs eingeladen.
Es ging um die Frage, ob es möglich ist, Organisationen zu schaffen, die mit all ihrer Kraft einen evolutionären Beitrag für unsere Welt erbringen können. Gerade soziale Unternehmen stellen sich diese Frage, denn es ist ihr originäres Anliegen, zu helfen und damit die Welt positiv zu gestalten.
Doch oft stecken gerade soziale Unternehmen in Strukturen fest, die Demotivation, Krankenstand und Konflikte erzeugen und jungen Menschen kein attraktives Arbeitsumfeld bieten.
Das Impulsreferat von Bernd Schulte zeigte die zentralen Stellschrauben auf, an denen Veränderungen initiiert und damit eine neue Kultur des Arbeitens geschaffen werden kann: Wie werden Entscheidungen getroffen? Wie schaffen wir es auf Augenhöhe zu kommunizieren? Halten wir Transparenz aller betrieblichen Fakten aus? Können wir Vertrauen entwickeln und Fehler offenlegen? Finden wir einen Weg angstfreier zu werden und uns mit unserem gesamten Potential einzubringen? Können wir mit dieser neuen Kultur des Arbeitens wirtschaftlich erfolgreich sein?
Am Beispiel der Erfolgsgeschichte des niederländischen Ambulanten Pflegedienstes BUURTZORG wurde deutlich, dass dies nicht nur eine Utopie ist. Das Unternehmen ist in den letzten 13 Jahren von 5 auf 14 Tausend Pflegekräften gewachsten und beschäftigt rund Dreiviertel aller ambulanten Pflegekräfte.
Die anschließende lebhafte Diskussion, durch die Dipl. Soz. Arb. Meinhard Wirth M.A. vom Caritasverband Hagen e.V. führte, zeigte die große Anziehungskraft dieses neuen Ansatzes. Studierende berichteten von ihren eigenen Berufserfahrungen in traditionellen Organisationen und fragten gemeinsam mit den Sozialunternehmer vor allem nach der Umsetzbarkeit des Modells in bestehenden Systemen: Was mache ich mit Mitarbeitenden, die sich nicht mit auf dem Weg machen wollen? Wie kann man in großen Organisationen vorgehen, die sehr viele Organisationsebenen haben? Was macht das Modell so attraktiv für die nachfolgende Generation?
Die Berater Bernd Schulte und Daniela Nowak von der Unternehmensberatung NowCon (www.nowcon.de) zeigten den Beratungsprozess auf und brachten Beispiele aus ihren aktuellen Beratungsprojekten. Deutlich wurde, dass die wichtigste Voraussetzung einer erfolgreichen Transformation die Bereitschaft der Führungskräfte ist, sich auf Veränderungen ihrer Rolle einzulassen und sich persönlich einzubringen.