Miguel Fraczek ist Student im dualen Bachelor Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Migration und Integration (Öffnet in einem neuen Tab) im Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften (Öffnet in einem neuen Tab) . Den praktischen Teil seines praxisintegrierten Studiums leistet Miguel bei der GrünBau gGmbH (Öffnet in einem neuen Tab) ab, wo er in der Dortmunder Nordstadt mit Schüler*innen arbeitet.
Im Rahmen dieses praxisintegrierten dualen Studiengangs ist er auf Initiative seines Vorgesetzten maßgeblich am Nordsterne-Stipendium beteiligt. Im folgenden Interview liefert Miguel Einblicke in das Projekt, den beruflichen Alltag als dualer Student und seine Motivation, die auch mit seinem persönlichen Lebensweg zu tun hat.
Miguel, stellen Sie sich eingangs gerne vor.
Ich bin Miguel Fraczek, studiere im dualen Bachelor Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Migration und Integration an der Fachhochschule Dortmund (Öffnet in einem neuen Tab) und arbeite in der Dortmunder Nordstadt bei der GrünBau gGmbH. Dort habe ich gemeinsam mit einem Arbeitskollegen das Projekt Nordsterne-Stipendium gegründet.
Ehrenamtlich engagiere ich mich bereits seit vielen Jahren als Talentpate und nun auch seit Juli zusätzlich als Talentscout – mit dem Ziel, Bildungsgerechtigkeit zu fördern und Bildungsungleichheit zu bekämpfen.
Was hat Sie dazu motiviert, im dualen Bachelor mit Schwerpunkt Migration und Integration Soziale Arbeit zu studieren?
Da ich selbst Arbeiterkind bin, wurde ich in meiner Schulzeit vom Talentscouting (Öffnet in einem neuen Tab) und vom RuhrTalente-Stipendium (Öffnet in einem neuen Tab) unterstützt. Diese Förderung hat meinen Bildungsweg entscheidend geprägt. Schon während der Schulzeit habe ich die Ungerechtigkeiten im Schulsystem wahrgenommen – dadurch entstand in mir der Wunsch, Soziale Arbeit zu studieren und aktiv gegen Bildungsungleichheit anzugehen.
Ich sehe Vielfalt und Migration nicht als Herausforderung, sondern als Stärke und Potenzial, in dem viele verborgene Talente stecken. Daher habe ich mich bewusst für den dualen Bachelorstudiengang Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Migration und Integration entschieden.
Miguel Fraczek, Student im dualen Bachelor Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Migration und IntegrationIch sehe Vielfalt und Migration nicht als Herausforderung, sondern als Stärke und Potenzial, in dem viele verborgene Talente stecken. Daher habe ich mich bewusst für den dualen Bachelorstudiengang Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Migration und Integration entschieden.
Beschreiben Sie uns doch mal einen typischen Arbeitstag als dualer Student?
Ich habe das Glück, in meinem Arbeitsbereich sehr flexibel arbeiten zu können. Meistens beginne ich gegen 11 Uhr im Büro, wo ich Veranstaltungen wie Workshops plane und organisiere. Nach Schulschluss unserer Teilnehmer*innen führe ich Beratungsgespräche mit Jugendlichen und biete diverse Unterstützungsangebote durch, die im Schulalltag oft zu kurz kommen.
Einmal im Monat veranstalten wir unseren großen Nordsternetreff – ein dreistündiges Workshop-Format, bei dem ich auch mal bis abends um 20 Uhr im Einsatz bin.
Insgesamt empfinde ich meinen Arbeitsalltag jedoch als sehr ausgewogen: Durch das duale Studium arbeite ich nur von Montag bis Mittwoch und habe dadurch eine echte Work-Life-Balance – ganz anders als zu meiner Schulzeit.
Was ist das Nordsterne-Stipendium genau?
Das Nordsterne-Stipendium ist ein Schüler*innenstipendienprogramm für bildungsbenachteiligte Jugendliche aus der Dortmunder Nordstadt. Aktuell fördern wir 30 Schüler*innen der Jahrgangsstufen 7 bis 9 – aus allen weiterführenden Schulen der Nordstadt: der Hauptschule, der Gertrud-Bäumer-Realschule, der Anne-Frank-Gesamtschule, dem Helmholtz-Gymnasium und der Kielhorn-Förderschule.
Wir stellen unser Projekt aufsuchend direkt in allen Klassen der genannten Jahrgangsstufen vor. Damit das Bewerbungsverfahren für das Stipendium möglichst niederschwellig ist, führen wir Bewerbungsgespräche direkt an den Schulen durch.
Unser Stipendium beruht auf vier Säulen:
- Finanzielle Förderung – 100 Euro pro Monat zur freien Verfügung.
- Lernförderung – Förderung von Metakompetenzen wie Konzentrationsfähigkeit, Achtsamkeit und Lernstrategien.
- Hobby- und Engagementförderung – wir finanzieren und begleiten den Einstieg in neue Hobbys, z. B. Musikinstrumente, Sportvereine, Sprachkurse oder politisches Engagement.
- Nordsternetreff – einmal im Monat findet ein Workshop statt, in dem wir Themen wie Rassismus, Diskriminierung, Demokratie, Bildungsbenachteiligung, Zukunftswünsche und Talente besprechen. Dabei laden wir Gäste, Expert:innen und Vorbilder ein. Zuletzt haben wir zur bevorstehenden Kommunalwahl fünf Vertreter:innen politischer Jugendorganisationen eingeladen, um mit den Jugendlichen über ihre Wünsche an die Politik zu diskutieren.
Miguel Fraczek über das Nordsterne-StipendiumDas Nordsterne-Stipendium ist ein Schüler*innenstipendienprogramm für bildungsbenachteiligte Jugendliche aus der Dortmunder Nordstadt. Aktuell fördern wir 30 Schüler*innen der Jahrgangsstufen 7 bis 9 – aus allen weiterführenden Schulen der Nordstadt.
Miguel, nehmen Sie uns mal mit in die Anfangszeit des Projektes. Wie und mit wem ist die Idee des Nordsterne-Stipendiums entstanden?
Die Grundidee stammt von meinem Vorgesetzten und Anleiter Stefan Blank. Er lernte auf einer Auslandsreise in Rumänien ein Stipendienprogramm für bildungsbenachteiligte Kinder aus Romafamilien kennen. Inspiriert davon entwickelte er die Idee, ein ähnliches Programm speziell für Jugendliche aus der Dortmunder Nordstadt zu schaffen und stellte entsprechende Förderanträge.
Ende 2024 erhielten wir schließlich eine Förderung von Dr. Ausbüttel (Öffnet in einem neuen Tab) . Gemeinsam mit meinem sozialpädagogischen Kollegen Collin Hauke erarbeiteten wir ein konkretes Konzept und begannen als kleines Zweierteam, das Projekt in den Schulen der Nordstadt bekannt zu machen.
Über Ihr Programm haben Sie schon zahlreiche Stipendien vergeben und Möglichkeiten eröffnet. Können Sie aus diesen Erfahrungen eine exemplarische Erfolgsgeschichte nennen?
Unsere Stipendiat*innen sind durchweg ehrgeizig und haben große Ziele – viele träumen von Studiengängen wie Medizin oder Jura. Ein besonders inspirierendes Beispiel ist eine Schülerin, die in ihrem Leben viele Ungerechtigkeiten erfahren hat. Anstatt daran zu zerbrechen, hat sie den Wunsch entwickelt, Richterin zu werden, um selbst für Gerechtigkeit einzutreten. Sie absolvierte bereits ein Praktikum am Landesgericht, bewirbt sich mutig für neue Herausforderungen und hat diesen Sommer durch uns die Möglichkeit erhalten, an einem Sommercamp in der Türkei teilzunehmen. Ihr nächstes Ziel ist ein Auslandsjahr – und ich bin sicher, dass sie auch das schaffen wird.
Zum Abschluss interessiert uns noch, wo Sie sich und das Projekt in fünf Jahren sehen?
In fünf Jahren sehe ich mich definitiv weiterhin in der Talentförderung. Ich kann mir gut vorstellen, mein gesamtes Berufsleben Jugendlichen auf ihrem Bildungsweg zur Seite zu stehen.
Für das Nordsterne-Stipendium wünschen wir uns bis dahin eine Regelförderung und eine deutliche Ausweitung. Statt aktuell 30 möchten wir dann mindestens 60 Jugendliche fördern und unser Angebot weiter diversifizieren, um noch mehr Potenziale sichtbar zu machen.
Vielen Dank für die inspirierenden Ausführungen, Miguel.
Miguel Fraczek über seine ZukunftIn fünf Jahren sehe ich mich definitiv weiterhin in der Talentförderung. Ich kann mir gut vorstellen, mein gesamtes Berufsleben Jugendlichen auf ihrem Bildungsweg zur Seite zu stehen.