„Menschen mit Behinderung in der Haftanstalt“ widmete sich der Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften mit einer Fachtagung am 16. Januar an der Sonnenstraße.
Die Perspektive betroffener Gefangener stand im Zentrum. So berichtete beispielsweise Prof. Dr. Carsten Rensinghoff von dem Fall einer behinderten Frau, die ohne Rücksicht auf ihre starke körperliche Einschränkung bei ihrer Inhaftierung demütigende Untersuchungen über sich ergehen lassen musste, die aufgrund ihrer Behinderung für sie deutlich unangenehmer waren als für nicht-behinderte Menschen, und anschließend unter nicht annähernd behindertengerechten Bedingungen untergebracht worden war.
Weitere Themen waren rechtliche Anforderungen und internationale Standards sowie bauliche Aspekte, die Friederike Asche vom Fachbereich Architektur der FH Dortmund beleuchtete.
Laut Organisatorin Prof. Dr. Christine Graebsch war die Tagung „ein erster Einblick in ein bisher in Wissenschaft und Praxis weitgehend ausgeblendetes Thema“. Als ein erster Aufschlag mit punktuellen Einblicken in einige Praxisbereiche habe die Tagung dem „weißen Fleck“ der Barrierefreiheit in Gefängnissen immerhin ein paar Farbtupfer verliehen, die „aber nur ein Anfang sein können“.
Umso mehr habe sich gezeigt, „dass noch sehr viel Forschungs- und praktischer Handlungsbedarf“ bestehe. Als nächster Schritt soll eine internationale Tagung auch englischsprachige Beiträge einbeziehen.
Weitere Speaker*innen waren
- Dr. Karin Rowhani-Wimmer, österreichisches Mitglied im Komitee zur Verhütung von Folter des Europarats)
- Prof. Dr. Reinhard Klaushofer von der Universität Salzburg, Leiter der Bundeskommission der Volksanwaltschaft für den Straf- und Maßnahmenvollzug
- Sandra Sinsch-Gouffi, Musiktherapeutin im Maßregelvollzug
- Prof. Dr. Oliver Tolmein, Fachanwalt für Medizinrecht
- Thomas Meyer-Falk, Autor und ehemaliger Gefangener
- Pamela Pabst, Fachanwältin für Strafrecht
Der Fachtag „Barrierefreiheit im Gefängnis – ein weißer Fleck“ wurde veranstaltet vom Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften der FH Dortmund und der Fachbereich Soziales und Pädagogik der DIPLOMA Hochschule in Bad Sooden-Allendorf.