„Ich sehe auf dem Weg zu meinen Vorlesungen oft aus wie die Hauptbeauftragte für Aqua-Gymnastik an der FH Dortmund“, sagt Prof. Dr. Andrea Schütze. Tatsächlich dürften viele bereits gesehen haben, wie die Professorin mit bunten Poolnudeln über den Campus Sonnenstraße ins Gebäude F läuft.
Dort sitzt der Fachbereich Maschinenbau und Professorin Schütze nutzt die Poolnudel nicht im Becken, sondern um die Kräfte der Mechanik anschaulich zu erklären. Einen Stahlträger könne sie schlecht in den Hörsaal schleppen. Logisch.
Diese lebendigen Einblicke in die Lehrpraxis prägten den „Schichtwechsel“ am 4. Dezember 2025 vom Projekt Welcome Prof 360 Grad und Perspektivmanagement. Erstmals wurden die Antrittsvorlesungen neuberufener Professor*innen dabei mit der feierlichen Verabschiedung verdienter Lehrender verbunden. Prof. Dr. Tamara Appel betonte in ihrem Grußwort die Idee dahinter: „Wir gestalten die Hochschule zusammen. Die Ehemaligen haben über viele Jahre ihre Spuren an der FH hinterlassen, die Neuberufenen werden das auch tun – immer mit dem Anspruch: We focus on students“.
Sechs neuberufene Professor*innen stellten beim Schichtwechsel ihre Arbeitsschwerpunkte vor und gewährten Einblicke in ihre akademischen Leidenschaften. Etwa: Prof. Dr. Paul Schneider, der seit dem Sommersemester 2025 Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik lehrt. Er widmet sich softwarebasierter Entscheidungsunterstützung und reflektiert mit seinen Studierenden nicht nur das „Wie“, sondern auch das gesellschaftlich-kulturelle „Wie wirkt das“. An der FH will er seine Forschung zur Technologiewahrnehmung vorantreiben und sich konkret mit der Frage beschäftigen, was Eltern dazu bewegen könnte, ihren Kindern das erste Smartphone erst später zukaufen.
Für den Fachbereich Maschinenbau präsentierten sich gleich drei neue Professor*innen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Prof. Dr. Peter Börsting beschäftigt sich mit Konstruktion und Produktentwicklung und hat in seiner beruflichen Laufbahn die Transformation der Branche miterlebt. Anfangs zeichnete er seine Ideen noch auf Papier, heute entwickelt er 3D-Modelle. Sein Credo: „Ich möchte nicht nur Wissen vermitteln, sondern Handlungskompetenz.“
Kollegin Prof. Dr. Andrea Schütze möchte bei ihren Studierenden die Begeisterung für Mechanik wecken, so wie einst einer ihrer Professoren. Denn eigentlich wollte Andrea Schütze Logistik studieren, wurde dann aber über die Mechanik für den Maschinenbau begeistert. Ihr Lieblingsthema ist die Lebensdauer von Bauteilen. Damit hat sie sich bei einem großen Autobauer lange beschäftigt. „Die zentrale Frage ist doch: Wann geht etwas kaputt?“, betont sie. An der FH baut sie daher gerade das Labor für Strukturmechanik und -simulation auf. Auch Prof. Dr. Henning Kalis kommt direkt aus der Praxis an die FH Dortmund. Seine Leidenschaft ist die Optik. Bei ASML hat er mit an hochkomplexen Maschinen gearbeitet, die mit Extrem-Ultraviolett-Licht winzigste Muster auf Silizium-Wafer drucken, um moderne Mikrochips herzustellen.
Prof. Dr. Theresa Kotulla vom Fachbereich Architektur bereichert seit Oktober die Hochschule mit ihrer Expertise in Baumanagement, Projektsteuerung, Vergabe und Kalkulation. Themen, die nicht jeden angehenden Architekten sofort begeistern, aber das Fundament eines erfolgreichen Bauvorhabens sind. Die jüngste im Kreis der Neuberufenen ist Prof. Dr. Lara Schlaffke vom Fachbereich Informationstechnik. Zum Schichtwechsel war sie gerade mal in ihrer neunten Woche an der FH und hat dennoch bereits ein HIFF-Projekt (Hochschulinterne Forschungsförderung) akquiriert. Darin will sie den Zusammenhang zwischen der Blutzuckerkurve und der Gehirnaktivität genauer beleuchten. Sie forscht aber auch dazu, wie sich mit bildgebenden Verfahren Muskelerkrankungen erkennen lassen, ohne Patient*innen dafür zu operieren.
Würdigung und Abschied
Nach den Antrittsvorlesungen stand die Verabschiedung von fünf emeritierten Professor*innen im Mittelpunkt, die mit überaus unterhaltsamen Video-Grüßen von ihren Kolleg*innen gewürdigt wurden. Prof. Dr. Johannes Ecke-Schüth vom Fachbereich Informatik hat seine berufliche Laufbahn zwar noch mit Lochkarten (Öffnet in einem neuen Tab) begonnen, aber auch bereits 1987 eine VHS-Veranstaltung mitgemacht mit der Frage: „Was ist künstliche Intelligenz?“ Prof. Dr. Klaus Eden vom Fachbereich Maschinenbau, der mehr als 30 Jahre an der FH tätig war, erhielt von seinem ehemaligen Dekan ein besonderes Kompliment: „Du kannst Spannungen nicht nur berechnen, du kannst sie auch abbauen“. Er bleibt der Hochschule als Lehrbeauftragter erhalten, ebenso wie Prof. Dr. Wilfried Fischer, der seit 1997 im Maschinenbau lehrte und seine 28 Jahre an der FH Dortmund als „eine sehr, sehr schöne Zeit“ beschrieb.
Besonders berührend war die Würdigung von Prof. Dr. Ursula Gröner vom Fachbereich Wirtschaft, die auf die Errungenschaften für Frauen an der FH zurückblickte. Als sie 1989 begann, war sie die einzige Professorin an ihrem Fachbereich und musste als Mutter noch jedes Semester ihre Teilzeitbeschäftigung neu begründen. Heute undenkbar. „Wir haben viel erreicht“, sagt sie. Und Prof. Dr. Luitgard Franke (Angewandte Sozialwissenschaften) zeigte sich optimistisch für die Zukunft: „Nach diesen Vorträgen, die ich heute hier gehört habe, habe ich vollstes Vertrauen in die neue Generation.“